Erste C. Clypeatus Nachzucht (2015) deutsche Beschreibung
Allgemein:
Hier folgt eine Beschreibung meiner Zuchtversuche, insbesondere des 9ten und 10ten, bei denen die ersten Nachzuchten das Land erreichten. Soweit mir bekannt ist, dürften dies die ersten deutschen (evtl. weltweiten) dokumentierten Nachzuchten von in Gefangenschaft gehaltenen C. clypeatus sein, die sich wirklich bis zum vollständigen Krebs umwandelten.
2012 wurden im deutschen Landeinsiedlerkrebsforum erstmalig belegt, dass C. vioalascens nachgezogen wurden, was von der Halterin in den Folgejahren wiederholt werden konnte. 2016 gelang der selben Halterin die Nachzucht von C. rugosus und C. purpureus. In Australien gibt es belegte Nachzuchten der dort heimischen LEK-Art C. virabilis, was im englischsprachigen HCA-Forum zu verfolgen war.
In diesen beiden großen Foren (siehe Links-Seite) gibt es noch einige weitere Nachzuchtversuche, welche mit Bildern und schriftliche Aufzeichnungen oder Bilder belegt wurden. Meldungen zu denen es keine derartigen Nachweise gibt, sollten als unseriös angesehen werden. Niemand macht sich über Wochen solch eine Mühe ohne das zu dokumentieren.
Foto von einigen jungen Larven (stark vergrößerte Mikroskopaufnahme):
Die Terrarien:
Seit September 2010 haben meine Landeinsiedlerkrebse ein großes Terrarium zur Verfügung, welches 2011 nochmals erweitert wurde. Auf insgesamt fast 2m² Grundfläche haben sie einen großen Waldteil zur Verfügung und einen Strandteil, in dem ein kleines Meerwasserbecken integriert ist, das ca. 60 Liter Wasser fast.
Seit die Tiere das große Meerwasserbecken zur Verfügung haben, gab es jedes Jahr mehrere Eiablagen. Das schräge Becken ist der Waldteil, der ca. 0,45-1,2 m hoch, 1,70 m tief und 0,8 m breit ist. Das andere Becken mit dem integrierten Meerwasserbecken ist 1,2 m hoch, 0,4 m tief und 1,2 breit. Beide sind miteinander verbunden, so dass die Tiere von einem ins andere wechseln können.
Selbstbau: Acrylglasröhren als Kreisel in einem Aquarium (noch ohne Umgebungswasser):
Vergesellschaftet sind die Landeinsiedler mit Asiatischen Hausgeckos (Hemidactylus frenatus) und Marmorkrabben (Metasesarma obesum), früher auch mit Halloweenkrabben (Gecarcinus quadratus).
Das Schwierige an der Aufzucht von Landeinsiedlerkrebsen ist, dass die Larven einige Wochen im Meer leben, bevor sie sich Häuser suchen und an Land gehen. Als Larve durchleben sie mehrere Häutungen und sowohl die Häutungen als auch die Haussuche und der Landgang, sind jeweils kritische Phasen. In einer kleinen Wasserschale ersticken die Larven schnell, da der Sauerstoff rasch verbraucht ist. Mein Meerwasserteil bietet da natürlich erst mal bessere Überlebenschancen. Die Aufzucht selbst erfolgt dann aber in einer separaten Anlage.
Billiger Selbstbau: Keks- oder Fruchtgummidosen in einem rechteckigen Einer:
Ideal ist für die meisten Larven, wenn sie durch eine Wasserströmung in Bewegung blieben oder es einen Punkt gibt, wo sie ins Schwebe stehen können. Besonders geeignet dafür sind sogenannte Kreiselbecken. Ein Kreiselbecken kann auf unterschiedliche Art aufgebaut werden. Es ist gut möglich aus einem Eimer, aus Kunststoffdosen oder einem Plexiglasrohr mit großem Durchmesser einen Kreisel selbst zu bauen. Eine besonders teure Lösung wäre die Anschaffung eines speziellen Aquariums, wie es für Quallen im Handel erhältlich ist. Die einfachst Lösung, die ich derzeit nutzte, sind passende Glasvasen.
Das Grundprinzip ist immer das selbe: Man erzeugt eine Strömung, entweder durch eine Wasserströmung oder durch einen Luftschlauch, durch den Luftblasen strömen und so das Wasser zum Rotieren bringen. Zum Beheizen des Wassers kann man so ein Becken dann in ein Aquarium stellen, und mittels Heizung Umgebungswasser, den Kreisel beheizen. Hier ein paar Bilder und ein Schema, wie man Kreiselbecken realisieren kann.
Rahmenbedingungen: Die Dichte des Meerwassers sollte bei 1,022-1,026 liegen, also grob 33-35g pro Liter. Am besten natürlich genau so, wie in dem Wasser, in welchem die Larven schlüpften. Bei Wasserwechseln ist darauf zu achten, dass die Dichte des neuen Wassers von der des alten nicht abweicht. Die Temperatur im Wasser sollte um die 24-26°C liegen.
Gekaufte Glasvasen, welche sich durch ihre schmale Form als perfekter Kreisel erwiesen:
Die Punkte in der Vase oben sind alles Larven.
Wegen eines Wetterhochs hatte ich teilweise noch höhere Werte, bei denen die Sterblichkeit der Larven zwar an stieg, doch solange die Änderungen langsam verlaufen, passen sich die Larven in der Regel auch an höhere oder niedrigere Temperaturen an. Langfristig sollten aber besser die oben genannten Werte eingehalten werden.
Da sich die Larven zum Licht ziehen, kann man eine zusätzliche Beleuchtung für die Nacht anbringen, um zu verhindern, dass die Larven sonst auf den Boden sinken. In meinen gelungenen Nachzuchtversuchen hatte ich jedoch keine zusätzliche Beleuchtung, da die Kreiselbewegung annähernd perfekt war.
Als Futter eigenen sich idealer Weise frisch geschlüpfte Larven des Salinenkrebses (Artemia salina).
Benutzt man reines Meerwasser, muss man täglich zwischen 20-50% Wasserwechsel machen, damit das Wasser nicht zu dreckig wird.
Zwischen diesen Krebslarven schwimmen frisch geschlüpfte Salinenkrebse (Mikroskopaufnahme):
Es ist dann zu empfehlen, nicht zu viele Larven in einem Behälter zu pflegen. Auf 1 Liter maximal bis zu 50 Tiere, besser weniger. Benutzt man zusätzlich Algen wie Nannochloropsis salina in größer Konzentration (das Wasser wirkt grün), kann der Besatz höher sein und auch die Wasserwechsel sind weniger oft und von der Menge geringer nötig. Grundsätzlich sollte man immer einen Blick auf die Wasserwerte haben und entsprechende Messtests nutzen. Kreisel mit unterschiedlicher Algenkonzentration und Larven im "Grünwasser".
Entwicklung der Larven (Versuch 10):
Bilder zu den verschiedenen Becken folgen nach der Auflistung.
Tag 1 (25.07.2015): Geschätzt 15.000-20.000 Larven
Tag 7: Größere Verluste im reinen Meerwasser, insgesamt noch um die 15.000 Larven, die meisten im Stadium Zoea 2
Tag 10: Stadien Zoea 2 und Zoea 3, um die 12.000 Larven
Tag 13: Stadium Zoea 3 und die ersten Zoea 4, noch um die 9.000 Tiere
Tag 16: Erste Zoea 4 gesichtet, sicher noch um die 8.000 Larven
Tag 18: Erste Zoea 5 beobachtet, schätzungsweise noch wenigstens 7.000 Larven
Tag 20: Erste Megalopa - leider tot!
Das Riffbecken (Sand, Muschelkritt und viele kleine Schneckenhäuser):
Tag 21: Teilzählung und Schätzung ergeben noch um die 5.000 Larven, 5 Megalopas ins Riffbecken separiert
Tag 22: 13 weitere Megalopas
Tag 23: 21 weitere Megalopas
Tag 24: 40 weitere Megalopas
Tag 25: 45 weitere Megalopas
Tag 26: 63 weitere Megalopas
Tag 27: 15 weitere Megalopas (insgesamt bisher 202), noch 2058 Larven
Tag 28: Die Megalopas werden nicht weiter aus den Kreiseln separiert. Die ersten Megalopas im separaten Becken suchen sich Häuser.
Tag 37: 3 Megalopas in Häusern ins Übergangsbecken umgesetzt.
Das Übergangsbecken:
Tag 38: Erster Landgang eines Tieres im Übergangsbecken! Weitere 23 Megalopas in Häusern vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt. Alle Megalopas aus den Kreiseln in das Riffbecken umgesetzt.
Tag 39: Weitere 12 Megalopas in Häusern vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 40: Weitere 3 Megalopas in Häusern vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 41: 8 Tiere, die an Land waren, vom Übergangsbecken in ein Terrarium umgesetzt. Weitere 3 Megalopas in Häusern vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 42: 12 Tiere, die an Land waren, vom Übergangsbecken in ein Terrarium umgesetzt. Weitere 4 Megalopas in Häusern vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 43: Weitere 3 Megalopas in Häusern vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Kleines Terrarium:
Tag 44: 2 Tiere, die an Land waren, vom Übergangsbecken in ein Terrarium umgesetzt. Weitere 4 Megalopas in Häusern vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 45: 3 Tiere, die an Land waren, vom Übergangsbecken in ein Terrarium umgesetzt. Weitere 1 Megalopa im Haus vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 46: Ein Krebs mehr an Land ins Terrarium umgesetzt.
Tag 47: Weitere 3 Megalopas in Häusern vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 48: 4 Tiere, die an Land waren, vom Übergangsbecken in ein Terrarium umgesetzt.
Tag 50: 2 Tiere, die an Land waren, vom Übergangsbecken in ein Terrarium umgesetzt. Weitere 2 Megalopas im Haus vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 52: 1 weitere Megalopa im Haus vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 54: 1 Tier, das an Land war, vom Übergangsbecken in ein Terrarium umgesetzt. Weitere 2 Megalopas im Haus vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 55: 1 weitere Megalopa im Haus vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt. Weitere 3 Megalopas im Haus vom Riff- ins Übergangsbecken umgesetzt.
Tag 58 (21.09.2015): Eine letzte Megalopa noch ohne Haus (!) ins Übergangsbecken umgesetzt. Bis jetzt insgesamt: 40 kleine Krebse an Land und noch wenigstens 8 im Übergangsbeckens.
20.10.2015: Es leben noch wenigstens um die 24 Tiere im Terrarium. Die letzten Megalopa haben den Schritt an Land leider nicht geschafft.
25.11.2015: Ab heute steht für mich fest, dass es sich eindeutig um C. clypeatus handelt!
13.02.2017: Nachdem die kleinen nun lange Zeit in einem kleineren Terrarium lebten, ziehen sie ab Heute in ein größeres Becken um (80x40x80cm lxbxh)
20.02.2017: Zwei weitere Krebse aus dem alten ins neue Terrarium umgesetzt. Es sind also 25!
Vor dem Umsetzten wurden 23 Tiere registriert und fotografiert:
25.07.2017 Zweijähriges! Es leben noch alle 25 Krebse und sie sind schon ordentlich gewachsen.
25.07.2019 Vierjähriges! Bei mir leben nun noch 15 der Nachzuchten zusammen mit den anderen Krebesen. Die anderen Nachzuchten habe ich nach und nach in die Hände ausgewählter Halter abgegeben.